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Bei Aussaat und Anzucht von Saatgut unter Glas spielt das Substrat eine bedeutende Rolle von der Ansaat bis zum Auflaufen der Keimlinge.  Der Fachhandel bietet verschiedene fertige Substratmischungen an, die an die Keimbedingungen der häufigsten Pflanzengruppen optimal angepasst sind. Mit etwas Erfahrung kann man seine spezielle Anzuchterde aber auch selbst zusammenstellen. Ein paar Grundvoraussetzungen müssen jedoch alle Substrate erfüllen:

  • Anzuchterde muss feinkrümeliger sein als normale Blumen- oder Gartenerde. Zu  feinkörnige Erde kann jedoch nach dem Wässern verschlämmen oder eine Kruste an der Oberfläche bilden, sodass die Sämlinge nicht durchbrechen können.
  • Das Anzuchtsubstrat muss einerseits wasserdurchlässig sein, andererseits aber auch Feuchtigkeit speichern können. Das Wasser muss also an den Substratpartikeln anlagern können, ohne die Poren zu verstopfen, was zu Staunässe führen würde.
  • Das Anzuchtsubstrat sollte nährstofffrei oder höchstens nährstoffarm sein. bei Bedarf werden bestenfalls kleine orangefarbene Kügelchen als Langzeitdünger dem Substrat beigemischt.
  • Anzuchterde muss steril sein, sie muss frei von Pilzsporen, Bakterien und Krankheitskeimen, sowie von Unkrautsamen sein. Gekaufte, steril verpackte Anzuchterde muss deshalb möglichst schnell verbraucht werden. Nicht verwendetes Anzuchtsubstrat wird in einer gut geschlossenen Plastiktüte oder -dose aufbewahrt, damit es nicht verunreinigt oder verkeimt wird. Selbst zusammengestelltes Anzuchtsubstrat sterilisiert man im Backofen. Unser Tipp: Das Substratgemisch dünn auf einem sauberen Blech verteilen, mit etwas Wasser besprühen und dann für mindestens 30min bei 120 Grad Celsius sterilisieren. Dabei lassen sich auch Dauersporen und andere Dauerstadien abtöten.

Für Keimlinge, die relativ langsam im Topf heranwachsen, nimmt man ein erdhaltiges Anzuchtsubstrat. Für rasch keimende und schnell wachsende Pflänzchen, die bald darauf pikiert werden,  kann man ein erdfreies Substrat verwenden  – zumindest sollte es keinen Lehm enthalten.

Fertige Anzuchterde besteht in der Regel aus sterilisiertem Torf und Sand. Unser Tipp: Aus Natur- und Umweltschutzgründen sollte man auf Torf im Garten möglichst ganz verzichten. Als Torfersatz hat sich ungedüngte Kokosfaser bewährt, die man  in Form gepresster Ziegel kaufen kann. Solch ein Kokosziegel wird in etwa 9 Liter lauwarmem Wasser vorgequollen, das ergibt 10 Liter feinfaseriges Kokosfasersubstrat und kann nach dem Trocknen dem Anzuchtsubstrat beigemischt werden.

Ebenso hat sich Perlit hervorragend als Beimischung zum Anzuchtsubstrat bewährt. Hartes Obsidian vulkanischen Ursprungs wird durch Verwitterung und verschiedene chemische Prozesse in ein lockeres Gestein umgewandelt. Perlit wird als Zuschlagstoff in der Bauindustrie zur Wärmedämmung eingesetzt, aber auch in unter hoher Hitze stark aufgeblähter Form mit einem Vielfachen des ursprünglichen Volumens als kleine, weiße Kügelchen in der Hobby- und Profiegärtnerei, um damit Anzuchterde oder Blmenerde aufzulockern.

Um ein garantiert steriles Anzuchtmaterial zur Verfügung zu haben, verwenden Berufsgärtner auch zunehmend Steinwolle, die aus vielen, gut wasserspeichernden Fasern besteht. Diese Steinwolle zersetzen sich nach und nach, und deshalb kann man die Sämlinge mitsamt solchen Töpfchen ohne Umzutopfen später auspflanzen.

Die Anzuchtgefäße muss man sorgfältig mit dem Substrat füllen und gut andrücken, damit keine große Luftblasen zurückbleiben, die den Wasserzufluss zu den Würzelchen der Sämlinge behindern könnten. Trotzdem muss das Anzuchtsubstrat immer auch ausreichend fein verteilte Luft enthalten, die die Samenkörner neben Wasser zum Keimen braucht.

Normalerweise werden die Samen etwas mit Erde bedeckt; Lichtkeimer dürfen jedoch nur an das Substrat angedrückt werden. Kleine Samen werden breitflächig eingestreut, große Samen wie z. B. die von Bohnen und Erbsen drückt man einzeln in das Substrat. Man sollte man das Anzuchtsubstrat zusätzlich etwas abdecken, um zu verhindern, dass die Substratoberfläche verkrustet oder Samen beim Gießen weggespült werden. Langsam keimende Samen deckt man deshalb mit Kies oder grobem Sand ab, schnell keimende Samen mit Vermaculit. Vermaculit ist ein Silikat, welches feine, blättrige und schuppenförmige Schichten bildet, die mit ihrem Glänzen an das Aussehen von Glimmer erinnern. Es ist zum Beispiel Bestandteil von Katzenstreu. Es bindet Substratfeuchtigkeit und reflektiert das Sonnenlicht, sodass das Anzuchtsubstrat vor Überhitzung geschützt wird.