Rüsselkäfer im Überblick
Dickmaulrüssler der Gattung Otiorhynchus gehören zur Familie der Rüsselkäfer. Viele dieser Dickmaulrüssler richten in Landwirtschaft und Gärten ernsthafte Schäden an, da die adulten Käfer Laubblätter, Knospen und junge, unverholzte Triebe anfressen. Am gefürchtetsten ist der Gefurchte Dickmaulrüssler Otiorhynchus sulcatus.
Schädlicher für die von Dickmaulrüsslers befallenen Pflanzen als der Blattfraß der Käfer mit den für die Gattung typischen halbkreisförmigen Fraßspuren an den Blatträndern ist der Wurzelfraß der Larven. Dadurch werden die Leitbahnen zerstört, die Aufnahme und der Weitertransport von Wasser und Nährstoffen in der Pflanze unterbunden; als Folge welkt die Pflanze und stirbt ab.
Merkmale
Markantes Kennzeichen aller Rüsselkäfer ist ihr Rüssel, an dem an der Spitze die Mundwerkzeuge sitzen. Es gibt Rüsselkäferarten mit langen und dünnen und solchen mit eher kurzen und dicken Rüsseln. Von den ca. 1200 Rüsselkäferarten in Mitteuropa gehören etwa 170 zur Gattung der Dickmaulrüssler (Otiorhynchus). Sie haben stets einen runden, hoch aufgewölbten Körperbau und eine dunkelbraune bis schwarze Körperfärbung. Charakteristisch für die Dickmaulrüssler ist eine lappenartige, tief ausgerandete Verbreitung an der Spitze der Rüssel. Sie werden deshalb auch Lappenrüssler genannt. Die einzelnen Arten sind nur von Spezialisten sicher zu unterscheiden. Man kann jedoch die meisten Dickmaulrüssler bestimmten Futterpflanzen zuordnen, was auch in den deutschen und wissenschaftlichen Artnamen zum Ausdruck kommt.
Ernährung
In umfangreichen Bestandsaufnahmen im Freiland wurden etwa 140 Pflanzenarten identifiziert, die von Dickmaulrüsslern geschädigt werden. Unter den Gartenpflanzen zählten dazu Rhododendron- und Azaleen, Sommer- und Winterheide, verschiedene Beerensträucher wie Stachelbeere und Schwarze Johannisbeere, Weinreben, diverse Gehölze (vor allem Eiben und andere Koniferen wie z.B. die Wacholderarten, Flieder und Liguster), aber auch kleinere Stauden wie Alpenveilchen, Primeln, Orchideen, Pelargonien und Erdbeerpflanzen. Dabei fressen die Käfer die Laubblätter an, während ihre Larven an den gleichen Pflanzen die Wurzeln benagen und schädigen.
Schäden durch Dickmaulrüssler im Garten
Die häufigsten Dickmaulrüssler an Obst- und Zierpflanzen
Gefurchter Dickmaulrüssler Otiorhynchus sulcatus – Dieser Dickmaulrüssler ist in den klimatisch gemäßigten Zonen nicht nur Europas weit verbreitet. Auf andere Kontinente durch Pflanzenimporte eingeschleppt. Der Käfer wird etwa 1cm lang und hat eine schwarze, gerunzelte oder gekrönte Körperoberseite mit dunkelbraunen Flecken. Der Käfer ist flugunfähig, kann aber sehr behende laufen. Die ausgewachsenen Larven sind ebenfalls 1cm groß. Sie haben einen braunen Kopf und einen gelblich-weißen Körper. Sie haben keine Beine.
Die dämmerungs- und nachaktiven , adulten Käfer sitzen an den Blättern vor allem von Stauden und kleineren Gehölzen. Dabei sitzt er dicht am Blattrand und hält sich mit den drei Beinen einer Körperseite auf der Blattoberseite, mit den anderen drei Beinen an der Blattunterseite fest. So entstehen die charakteristische Fraßspuren des Gefurchten Dickmaulrüsslers mit den halbkreisförmigen Ausstanzungen am Blattrand. Er frisst jedoch nicht nur Laubblätter, sondern auch die Nadeln von Koniferen und junge unverholzte Triebe von Stauden und Gehölzen an.
Die bis zu 500 geblichen, kugelförmigen Eier pro Weibchen werden im Juli in lockerem, humusreichem oder torfhaltigem Material abgelegt, wo sich die Larven später dann auch von Pflanzenwurzeln und anderen unterirdisch verlaufenden Pflanzenteilen ernähren. Dabei machen sie auch nicht vor holzigen Wurzelteilen Halt. Im Winter legen sie eine Fresspause ein und überwintern im Boden, bis sie im Frühjahr ihre Fresstätigkeit wieder aufnehmen und sich schließlich im April verpuppen.
Erwachsener Käfer des Gefurchten Dickmaulrüsslers (Foto: Denny Bruck, Public Domain).
Larven des Gefurchten Dickmaulrüsslers (Foto: Opuntia, Creative Commons Attr.-Share Alike 3.0 Unported).
Luzerne-Dickmaulrüssler Otiorhynchus ligustici – Die Flügel dieses Dickmaulrüsslers haben Bänder und Flecken aus grauen bis bräunlich gelben Schuppen. Der flache Rüssel und der Kopf sind ebenso mit Schuppen bedeckt. Dieser Rüsselkäfer ist in Europa weitverbreitet und in Nordamerika eingeschleppt worden. Die Weibchen können sich auch durch Jungfernzeugung (Parthenogenese) fortpflanzen. Sie legen große Gruppen von Eiern an Erdebeerpflanzen, Klee, Luzernen und Rüben ab. Die Larven fressen die Wurzeln an, überwintern im letzten Larvenstadium und verpuppen sich schließlich in den Sommermonaten. Die adulten Käfer überwintern und beginnen dann im nächsten Frühjahr die Blätter vor allem von Klee und Luzerne anzufressen.
Schwarzer Dickmaulrüssler Otiorhynchus niger – Die Larven dieser Dickmaulrüssler leben im Boden und fressen die Wurzeln von Koniferen an. Die adulten Käfer benagen dagegen die Nadeln der Bäume. Vor allem in Baumschulen kann dieser Käfer daher größere Schäden anrichten, zumal er weit verbreitet ist und häufig vorkommt. Dieser etwas mehr als 1cm große Käfer hat einen schwarzen Körper mit rötlich gefärbten Beinen. Seine Flügel weisen viele Längsreihen punktförmiger Grübchen auf. Der Käfer ist allerdings flugunfähig. Der Käfer kann einige Jahre alt werden. Nach überstandenem Winter legt das Weibchen die Eier im Boden ab.
Weißdorn-Dickmaulrüssler Otiorhynchus crataegi – dieser mit etwa 5mm Länge nur halb so große Rüsselkäfer hat sich vom Balkan und Italien aus bis Mittel- und Westeuropa verbreitet. Bei diesem Rüsselkäfer sind die Unterseite, aber auch der Kopf und Thorax dunkler braun als die Flügeldecken und Beine. Die Schuppen sind unterschiedlich hell, dadurch wirken die Flügel fleckig; das struppige Aussehen des Käfers wird noch durch Borstenhärchen verstärkt.
Erwachsener Käfer des Weißdorn-Dickmaulrüsslers (Foto: Francisco Welter-Schultes, Public Domain).
Dieser Dickmaulrüssler ist weniger auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert. Man findet ihn an den unteren Laubblätter diverser Wild- und Ziersträucher, wo er die für Dickmaulrüssler typischen halbkreisförmigen Fraßspuren an den Blatträndern hinterlässt.
Die typischen Fraßspuren des erwachsenen Weißdorn-Dickmaulrüsslers: 2 =Liguster, 4 = Schneebere, 3 und 5 = Flieder (Foto: Franz Heikertinger, Public Domain).
Die Larven des Weißdorn-Dickmaulrüsslers fressen dagegen die Wurzeln der Sträucher an.
Bekämpfung
Sobald die ersten für Dickmaulrüssler typischen Fraßspuren – die halbkreisförmigen Einbuchtungen an den Blattränder – zu erkennen sind, sollte mit der Bekämpfung der Käfer begonnen werden: Am besten abends, denn Dickmaulrüsslers sind nachtaktiv. Effektive Bekämpfungsmaßnahmen müssen darauf abzielen, die Eiablage der Weibchen im Boden zu verhindern. Denn die Larven schaden mit ihrem Wurzelfraß den Pflanzen weitaus mehr als die adulten Käfer mit den angefressenen Laubblättern. Die Larven benagen aber auch Rhizome, Knollen und andere Speicherorgane sowie die untere Stängelbasis. Diese Verletzungen sind dann oft eine Eintrittspforte für verschiedene Pilzinfektionen.
Mechanische Bekämpfungsmöglichkeiten
Bei geringem Befall der Pflanzen mit Dickmaulrüssel-Käfern sollte man zunächst versuchen, in der Abenddämmerung am Laub nach den Käfer zu suchen und sie abzusammeln. Die Käfer lassen sich allerdings bei Störungen zu Boden fallen. Deshalb kann es helfen, unter den Pflanzen ein helles Laken auszulegen und die Käfer dort einzusammeln.
Da sich die Käfer tagsüber unter Holzbohlen u. ä. versteckt halten, kann man auch dort in den Mittagsstunden nach Dickmaulrüsslern suchen.
Man kann ihnen auch künstliche Verstecke anbieten und dazu mit gehäckseltem Stroh gefüllte Tontöpfe kopfunter in die Sträucher hängen – ähnlich wie man sie üblicherweise Ohrkneifern als Nachtquartier als Ergänzung zu einem Insektenhotel anbietet.
Biologische Schädlingsbekämpfung
Zum Beuteschema von Igel und Spitzmäusen zählen unter anderem auch die Dickmaulrüssler.
Der Gartenfachhandel bietet seit einigen Jahren speziell für den Einsatz gegen die Larven der Dickmaulrüssler gezüchtete Fadenwürmer (Nematoden) der Gattungen Steinernema und Heterorhabditis an. Diese Fadenwürmer werden von chemischen Signalstoffen angelockt, die die Dickmaulrüsslerlarven im Boden abgeben. Die winzig kleinen Fadenwürmer werden in hohen Konzentrationen (bis zu 1 Million Nematoden/ 2 Liter Wasser) auf dem Boden verteilen. Die Nematoden suchen aktiv die Larven der Dickmaulrüssler im Boden auf. Dann dringen sie durch deren Körperöffnungen in die Larven ein und geben Bakterien ab, die bei den Dickmaulrüssler-Larven innerhalb weniger Tage zum Tod führen.
Pflanzenschutzmittel
Grundsätzlich sollten Insektizide nur als Ultima Ratio als letzte Möglichkeit bei sehr starkem Befall mit Dickmaulrüsslern eingesetzt werden, wenn andere Methoden ausgeschöpft worden sind und nicht zum Erfolg geführt haben.
Es gibt einige systemisch wirkende Mittel, wie Schädlingsfrei Careo® Rosenspray, Spray und Konzentrat mit dem Wirkstoff Aectamiprid, die die adulten Käfer beim Fressen an Blättern als Kontaktgift dezimieren. Diese Mittel wirken unspezifisch gegen an den Blättern saugende und beißende Schädlinge.