Ein Kiesbeet muss nicht unbedingt staubtrocken sein. Auch ein feuchtes Kiesbeet ist denkbar. Die Natur liefert dazu zahlreiche Vorbilder: Ein Gebirgsfluss oder ein Wildbach, der wenn sich sein Gefälle geringer wird und das Flussbeet breite Kiesbänke bildet. Selbst im Restrhein unterhalb Basels findet man solch ausgedehnten , unterirdisch durchströmten Kiesflächen. Oder in der Geröllbrandungszone des Bodensee während des winterlichen Niedrigwassers. Und unterhalb der Versickerungsstellen bei Immendingen und Tuttlingen liegt die Donau im Winterhalbjahr trocken und es bilden sich kilometerlange Kiesbänke. Solch ein feuchtes Kiesbeet lässt sich aber auch im eigenen Garten anlegen, z.B. entlang eines Bachlaufes oder in einem Filtergraben parallel zum Schwimmteich, genauso wie in der flachen Feuchtzone des Gartenteiches. Während in der Natur sich solche Kiesbänke nur bei Niedrigwasser halten und die Zeit zu kurz ist, als dass sich dort dauerhaft eine typische Pflanzengemeinschaft ansiedeln könnte, lässt sich ein Kiesbeet auf Dauer stabil und feucht halten und bepflanzen.
Auch wenn viele Ruderalpflanzen kalkliebend oder kalktolerant sind, sollte man nur kalkfreien Kies verwenden, da sich sonst sehr bald in Verbindung mit intensiver Sonneneinstrahlung Massenvorkommen von Algen bilden, die das Porensystem in der Kiesfläche verstopfen. Kalkmeidende Pflanzen, die darüber hinaus auf ein saures, humusreiches Bodenmilieu angewiesen sind wie die Rhododendren und Azaleen können in einem kalkfreien Kiesbeet auf Dauer überleben.
Wichtig ist dass solch ein feuchtes Kiesbeet nicht überflutet wird oder sich Wasser über der Kiesfläche anstaut – die Pflanzen wollen im feucht-nassen Untergrund wurzeln, aber nicht auf Dauer im Wasser stehen. Auch ein Austrocknen des Kiesbeetes verträgt diese Ruderalflora nicht. Da aber ein Kiesbeet am Rand eines Gartenteiches oder eines Sumpfbeetes nicht ständig genügend Wasser hat, sollte während niederschlagsreicher Zeiten das überschüssiges, über den Teichrand laufende Wasser in einem Wasserrückhaltebecken gespeichert werden können. Das Kiesbeet sollte ein leichtes Längsgefälle haben, sodass das Sickerwasser langsam abfließen kann und sich nicht über die Kiesoberfläche hinaus aufstaut, sondern sich ebenfalls im Wasserrückhaltebecken sammelt. Damit der Boden nicht austrocknet, muss in längeren Trockenperioden Wasser nachgefüllt werden.
Für das feuchte Kiesbeet wird eine lange Grube von wenigstens 1m breite, 5m Länge und 30 cm Tiefe ausgehoben, mit einer wasserdichten Teichfolie ausgelegt und bis auf wenige cm mit einem Gemisch aus Lehm und Humus aufgefüllt werden. Darauf kommt eine mehrere Zentimeter hohe Deckschicht aus grobem Kies. Die Schichtdicke des Pflanzsubstrates und der Kiesabdeckung ist abhängig von der Art der Bepflanzung. Tiefwurzeln brauchen ein mächtigeres, tiefer reichendes Kiesbeet als die Flachwurzler.
Ähnlich wie beim trockenen Kiesbeet gilt auch hier der Grundsatz „weniger ist mehr“. Wenige höher wachsende Solitärpflanzen in Kombination mit einigen Polsterpflanzen und Bodendecker kommen besser zur Geltung und wirken harmonischer als ein dicht an dicht bepflanztes Beet, indem die Pflanzen nach wenigen Monaten bereits wild durcheinander wuchern. Abgesehen davon, dass ein zu dichtes Wurzelgeflecht im Untergrund den Abfluss des Sickerwassers behindern würde. Außerdem auch im feuchten Kiesbeet für die freibleibenden, gut sichtbaren Kiesflächen wenigstens die Hälfte der Gesamtfläche reserviert bleiben und pflanzfrei gehalten werden. Und damit die größeren Solitärpflanzen gut zur Geltung kommen, sollte jede dieser Pflanzen ein Ring aus unbepflanztem Kies umgeben. Um das Gesamtbild aufzulockern können auch einzelne größere Steine oder Felsen in das Kiesbeet eingebettet werden, die dann teilweise von Polsterpflanzen oder Bodendecker bedeckt werden.
Pflanzen fürs feuchte Kiesbeet
Welche Pflanzen kommen für solch ein feuchtes Kiesbeet infrage? Auch unter den einheimischen Pflanzen fühlen sich zahlreiche Arten im feuchten Kiesbeet ausgesprochen wohl. Dazu gehören der Blutweiderich Lythrium salic., der Kriechende Günsel Ajuga reptans oder die Schachbrettblume Fritillaria maleagris, ebenso wie der Wasserdost Eupatorium purpureum. Ein echter Allrounder ist das wenige cm hohe, gelb blühende Pfennigkraut Lysimachia nummularis, welches sowohl unter Wasser, als auch auf feuchtem oder trockenem Boden bald lange, kriechende Triebe bildet. Aus der Palette häufiger kultivierter Gartenpflanzen sind es die Taglilie Hemerocallis citrina und anderen andere Hemerocallis-Hybriden, von den Schwertliliengewächsen die Sibirische Iris (Iris sibirica) und die heimische gelbe Sumpfschwertlilie (Iris pseudacorus), die Sumpfgarbe Achillea ptarmica, Etagen- und einige anderen Primelarten (z.B. die Sommerprimel Primula florinda). Ein echtes Highlight in solch einem Kiesbeet ist auch die prächtig leuchtend rot blühende Kardinals-Lobelie. Ist das Kiesbeet genügend breit, dann kann man auch kleinere Sorten des Chinaschilfes anpflanzen, sollte seinem Rhizom aber mit einem Pflanzkorb rechtzeitig Ausbreitungsgrenzen setzen. Auch Funkie (Gattung Hosta) fühlen sich in feuchtem Boden wohl, sie brauchen aber ein Plätzchen im Halbschatten, ebenso wie der Königsfarn Osmundo regalis und der Perlfarn Onoclea sensibilis.