Die modernen Hydroponic Systems haben mit den aus den 1970-ziger Jahren bekannten mit Blähton gefüllten Kulturtöpfen nur noch das Prinzip gemeinsam, dass die Pflanzen in wässriger Lösung kultiviert, statt in Ende gepflanzt werden. Der Fachhandel bietet inzwischen ausgereifte Hydroponische Systeme, die Wasserstand und Nährstoffversorgung autonom steuern, ebenso wie Systeme mit Tröpfchenbewässerung, bei denen jede Pflanze individuell ihren Bedarf an Wasser und Nährstoffen selbst decken kann. Mit solchen Komplettsystemen eröffnen sich auch neue Möglichkeiten für die Anzucht von unterschiedlichen Pflanzen.
Die Anfänge der Hydrokultur von Nutz- und Zierpflanzen
1974 wurde das erste Fachgeschäft für Hydrokultur in Deutschland eröffnet. 3 Jahre später wurde die Sondergruppe Deutsche Hydrokultur im Zentralverband Gartenbau von nun schon 55 Fachbetrieben gegründet.
Doch die Anfänge der Hydrokultur Asiens und Amerikas reichen viel weiter zurück. Die hängenden Gärten der Sermiramis im 8. Jahrhundert v. Chr. wurden bereits als Hydrokulturen angelegt und mit dem Wasser des Euphrat gespeist. In Ägypten hat man bei Ausgrabungen Hieroglyphen entdeckt, mit denen die Funktionsweise von Hydroponic Systems beschrieben wurde.
Im 14. Jh. n. Chr. versorgten die Azteken ihre Megapolen mit Gemüse und Obst von künstlich angelegten, schwimmenden Inseln, Chinampas genannt. Die Urus leben auch heute noch auf und von den im Titicacasee schwimmenden Totora-Schilfrohrinseln.
Vor kurzem haben Versuche zum Reisanbau in Hydrokultur gezeigt, dass der Ertrag doppelt so hoch ist im Vergleich zu traditioneller Anbauweise auf bewässerten Terrassenfelder.
Seit einigen Jahrzehnten bereits wird in ariden, niederschlagsarmen Gebieten Gemüse und Obst in großen Gewächshausanlagen in Hydroponic Systems kultiviert. Auch in Mitteleuropa nimmt der Trend zur Deep Water Culture zu. Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau hat dazu einen Leitfaden mit dem treffenden Titel Das Gemüse lernt schwimmen publiziert.
Die Zucht von Teich- und Wasserpflanzen in Hydrokultur
Wenn Landpflanzen – Salate, Wurzel- und Kopfgemüse u. a. – ohne Erde in Hydrokultur gezogen werden, dann muss dies erst recht mit Wasserpflanzen möglich sein! Lotusblumen und Seerosen beispielsweise werden in Südostasien seit langem in Hydrokultur gezüchtet. Ein namhafter deutscher Anbieter lässt seine Teich- und Wasserpflanzen seit vielen Jahren auf Plantagen Sri Lankas in Hydrokultur heranziehen.
Schwimmpflanzen müssen bereits in den Anfängen ihrer langen Entwicklungsgeschichte die Hydrokultur „für sich entdeckt haben“. Und es gibt etliche Pflanzenarten, die je nach Wasserstand von Generation zu Generation zwischen Land- und Wasserformen wechseln können.
Der Fachhandel bietet seit langem schwimmende Inseln mit und ohne Bepflanzung für den Gartenteich an.
Neue Trends in der Hydrokultur von Teich- und Repositionspflanzen
Mit dem wachsenden Umweltbewusstsein ist auch ein zunehmender Trend vom klassischen Swimmingpool mit aufwendiger Poolchemie hin zum naturnah bepflanzten Schwimmteich zu beobachten, in dem sogenannte Repositionspflanzen die Wasserreinigung übernehmen. Noch werden diese Teichpflanzen in vom Schwimmbereich abgegrenzten Bereich oder in einem Filtergraben in Kies gepflanzt.
Warum nicht einfach die Deep Water Culture fürs Gemüse auch für die Teichklärpflanzen eines Schwimmteiches übernehmen? Dazu werden auf schwimmenden Plattformen in die in regelmäßigen Abständen vorgestanzten Löcher die Teichpflanzen eingesetzt, sodass ihre Wurzeln frei im Wasser unter der Plattform flotieren können. Schwimmende, rechteckige Plattformen werden einfach am Beckenrand befestigt, Dreiecksformen verankert man in den Winkeln des Beckens. Die Installation solch einer Plattform ist deutlich kostengünstiger als der Bau von an den Schwimmbereich angrenzenden Pflanzenklärbeeten oder Filtergräben. Die Pflege der Pflanzen ist einfacher und die Pflanzen selbst können das Beckenwasser noch effizienter klären.
Und warum sollte man nicht den Winter nutzen, um Keimlinge, Ableger und Tochterpflänzchen von wertvollen exotischen Teich- und Teichrandpflanzen in einer Indoor Hydrokultur heranzuziehen. Um sie dann im nächsten Frühjahr als voll entwickelte Teichpflanzen wieder auszupflanzen?
Von der klassischen Hydrokultur zu modernen Hydroponic Systems
Bei der Hydrokultur der Pflanzen ist man längst nicht mehr auf einfache Kulturtöpfe mit Blähton-Substrat und Wasserstandszeiger angewiesen. Ein besonders umfangreiches Sortiment an modernen Hydroponic Systems mit optimal aufeinander abgestimmten Komponenten für Berufsgärtner und Hobbyzüchter bietet growland.
Zur Verfügung stehen z. B. sogenannte Autopot Systeme, bei denen ein Sensor autonom und ohne Strom den Kulturtopf bis zur oberen Marke auffüllt. Dann kann die Pflanze ihren Wasserbedarf nutzen, bis der Kulturtopf trockengefallen ist. Erst dann setzt der Sensor die Wasserzufuhr wieder in Gang. Bei diesem regelmäßigen Wechsel zwischen Nass- und Trockenkultur entwickelt die Pflanze kräftige Wurzeln und wächst besonders schnell heran.
Andere Anzuchsysteme der Hydrokultur arbeiten nach dem Prinzip der Tröpfchenbewässerung. Jede Pflanze sitzt in einem eigenen Kulturtöpfchen in Blähton oder einem anderen für die Hydrokultur geeigneten Substrat und versorgt sich selbst über Schläuche aus einem zentralen Vorratsbehälter mit so viel Wasser und im Wasser gelösten Nährstoffe, wie viel sie auch individuell tatsächlich verbraucht. Ein weiteres Hydroponic System arbeitet nach dem Ebbe-Flut-Prinzip. Die Hydrokultur wird über die ganze Kulturfläche geflutet, um dann sehr langsam wieder zu verebben. Nach einiger Zeit wird die Kultur dann erneut geflutet. Der Tidenhub und die Zeitspannen für Flut und Ebbe lassen sich über eine Zeitschaltuhr individuell steuern.