Die Dachwurz kommt in den süd- und westeuropäische Gebirgszügen vor (Pyrenäen, Massif Central, Südostalpen, Apennin und Balkan). Aus Kulturen ist sie inzwischen auch in Irland, Skandinavien und im übrigen Europa verwildert. Sie besiedelt Täler, aber auch Höhenlagen von bis 2.800m ü. NN.
Die Dachwurz ist eine mehrjährige, immergrüne Staude, die fleischige Blattrosetten bildet. Die kleinen sternförmigen Blüten – in der Stammform in Purpurrot – stehen in dichten Trugdolden an behaarten Stielen. Diese Trugdolden können einen Durchmesser von bis zu 10cm einnehmen und sich aus bis zu 100 Einzelblüten zusammensetzen. Der Blütentrieb wird bei der Stammform am natürlichen Standort kaum mehr als 30cm hoch, bei Zuchtsorten kann er dagegen das Doppelte an Länge erreichen. Die Laubblätter sind eiförmig bis länglich und ihre Spitze läuft in einen Dorn aus. Die grundständigen Blätter sind bläulich grün und rötlich überlaufen und bilden eine große, offene Rosette. Jedes Rosettenblatt kann bis zu 4cm lang und 1,5breit sein. Die Blattränder an den Ränder bewimpert, während die Blattflächen kahl bleiben. Die Stängelblätter sitzen ohne Stiele direkt am Pflanzenstängel an.
Sempervivum tectorum wächst am besten auf einem gut wasserdurchlässigen, kieshaltigen und mäßig nährstoffhaltigen Boden. Aber auch ihrem Namen Dachwurz wird die Pflanze gerecht, sie wächst auch auf Dachziegel, in den Ritzen von Trockenmauern, in Trögen und Pflanzschalen u. ä., wobei sie mit sehr wenig Pflanzsubstrat auskommt. Selbst längere Trockenperiode übersteht die Dachwurz schadlos, ohne dass sie gegossen werden müsste. Sempervivum tectorum lässt sich generativ durch Aussaat im Frühjahr oder vegetativ durch Abtrennen der Tochterrosetten im Frühjahr bis Frühsommer vermehren.
Will man die Dachwurz mit Hilfe von Samen vermehren, dann muss man den richtigen Zeitpunkt für die Ernte der Samen abpassen: Ist die Blütezeit zu Ende, dann sind die Samen noch unreif – auch wenn die Blüten von Bienen und Hummeln bestäubt worden sind. Es kann einige Wochen dauern, bis die Samen reifen. Wenn sich die Samenkammern schließlich öffnen, ist es Zeit, zum Einsammeln der Samen. Das Saatgut kann den Winter über kühl und trocken gelagert werden.
Dachbepflanzung. Früher galt die Dachwurz als Zauber- und Heilpflanze. Aufs Dach gepflanzt, sollte sie für Blitzeinschlag schützen. Karl der Große verfügte daher in seiner Landgüterordnung, dass auf jedes Dach Hauswurzen zu pflanzen seien. Inzwischen ist die Funktion der Hauswurz als Blitzableiter sogar wissenschaftlich belegt. Denn die stark wasserhaltigen Blätter wirken elektrisch leitend. So kann ein Dach, komplett mit Dachwurzen bepflanzt, tatsächlich einen wirksamen Blitzschutz darstellen. Auch heute noch hat Sempervivum tectorum eine gewisse Bedeutung als Heilpflanze. Der Presssaft aus den Blättern wirkt adstringierend und hilft bei kleineren Wunden und Entzündungen, als Umschlag bei Hautirritationen. Medizinisch wirksam ist dabei vor allem die Apfelsäure. Die Dachwurz eignet sich für Steingarten, Alpin-Garten, Grabbepflanzung und Floristik
Wie von keinem anderen Dickblattgewächs gibt es so viele Unterarten, Varianten und Züchtungen wie von Sempervivum tectorum. Sie unterscheiden sich vor allem voneinander in der Größe und Färbung der Blattrosetten und Blütenstände. Dagegen sind die Ansprüche an die Pflege im Garten bei allen in Etwa gleich. Bei der Nominatform Sempervivum tectorum tectorum sind die Blätter kahl oder nur spärlich behaart, bei der Varietät Sempervivum tectorum avernense dagegen dicht mit kurzen drüsigen Flaumhärchen besetzt.