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Ein Garten ohne eigenes Gartenhaus? Undenkbar! Egal ob Gartenlaube, Schrebergartenhäuschen, Datscha, modernes Gartenhaus oder Tiny House – ein „Gartenhaus auf Rädern“, das eigene, selbst gestaltete Gartenhaus war immer ein ganz persönlicher Zufluchtsort außerhalb der Enge der Mietshäuser der Städte oder politischer und wirtschaftlicher Zwänge. Hier traf man sich zum romantischen Tête à Tête, zum Fünf-Uhr-Tee, zum Familienfest oder mit Freunden in geselliger Runde. Und in Zeiten von Lockdown, wenn das Reisen kaum mehr möglich ist, verbringt man den Urlaub im Garten oder richtet sich ein Home Office im Gartenhaus ein.

Im Rosengarten von Bad Langensalza/Thüringen ist eine der typischen romantischen Gartenlauben des 19. Jahrhunderts zu sehen. Und hier entdeckt man auch eine Tafel zum Andenken von Ernst Keil, dem Begründer der „Gartenlaube“, der ersten Illustrierten des 19.Jahrhunderts, in der heimischen Gartenlaube zu lesen

Typisch für die romantischen Gartenlauben vom Rokoko bis zum Biedermeier ist der sechseckige Pavillon, und auch heute kommt er wieder in Mode.

Im 18. Jahrhundert war der eigene Garten mit einem Pavillon zum Entspannen abseits der Strenge der Schlösser der Aristokratie vorbehalten. Das änderte sich zu Beginn des 19.Jahrhunderts, als es Bürgern der „besseren Gesellschaft“ möglich wurde, ein Gartenhaus im romantischen bis neoklassizistischen Stil zur eigenen Erholung anzulegen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begannen besonders gut situierte Bürger ihr Gartenhaus zu Repräsentationszwecken sogar im gleichen Baustil wie ihr Wohnhaus zu errichten. 

Das Gartenhäuschen im Schrebergarten

Mit der zunehmenden Industrialisierung, dem Zuzug der Arbeiter und ihren Familien in die Städte nahm das Bedürfnis zu, der Enge der Miethäuser zu entfliehen und ein Plätzchen im Grünen an der frischen Luft zu bekommen. Das war die Geburtsstunde der Schrebergärten.

Der erste Schrebergartenverein wurde schon 1864 gegründet und nach dem Orthopäden und Mitarbeiter bei der „Gartenlaube“, Gottlob Moritz Schreber posthum benannt, der zur Gesundheitsversorge der Arbeiterfamilien Bewegung, Spielen und Turnen an der frischen Luft in Licht und Sonne propagiert hatte.

Die ersten Gartenhütten auf den Parzellen der Schrebergärten waren recht bescheiden in Größe und Ausstattung und dienten in erster Linie als Geräteschuppen.

Die eigene Datscha

Im zaristischen Russland war ein eigenes Grundstück, Datscha genannt, lange Zeit den Adeligen, Intellektuellen und Reichen vorbehalten. Allerdings diente hier die Datscha von Anfang an nicht primär als Garten zur Selbstversorgung, sondern der Erholung, Geselligkeit im Kreis der Familie und Freunde. Dementsprechend war das Gartenhaus immer auch zum Bewohnen und Übernachten eingerichtet.

Eine typisch russische Datschen-Siedlung am Sisa Fluss im Oblast Leningrad nahe Petersburg.

1860 wurde die Leibeigenschaft aufgehoben und viele Landbesitzer waren gezwungen, ihre Datscha an wohlhabende Städter zu verkaufen.  Nach der Oktoberrevolution wurden die Datschen nach und nach der politischen Nomenklatura zugeteilt. Erst ab 1953 konnten auch weitere Bevölkerungskreise eine Datscha mit einheitlicher 25m2-Wohnfläche erwerben und sich im Garten mit Obst und Gemüse selbst versorgen.

In der DDR wurde den Bürgern ab 1976 ein Nutzungsrecht an volkseigenen Grundstücken zuerkannt und die Errichtung und Nutzung von Gartenhaus mit Ausbau zum ständig bewohnten Eigenheim ermöglicht. Diese Nutzungsrechte konnten auch vererbt oder verkauft werden. Auf diese Weise entstanden in der DDR bis zu 3,4 Millionen Datschen.  Da Baumaterial stets knapp war, musste das Gartenhaus vor allem in Eigenleistung errichtet und nach und nach ausgebaut werden.

Auch in anderen Ländern der Sowjetunion entwickelte sich nach und nach eine intensiv genutzte Gartenhauskultur. Und in Skandinavien ist die eigene schwedische Stuga, die finnische Mökki und die norwegische Hytte, wenn möglich mitten in der Natur an einem See, auf einer Schäreninsel oder an einem Fjord gelegen, ohnehin eine Jahrhunderte alte Tradition.

Das moderne Gartenhaus als Wochenenddomizil

Längst sind auch bei uns die Zeiten vorbei, wo die Gartenhütte in erster Linie als Geräteschuppen mit Veranda als Sitzgelegenheit dient. Der Fachhandel bietet eine große Palette vorgefertigter Gartenhäuser, die sich zum eigenen, modernen Gartenhaus im traditionellen Stil, als Gartenlounge oder Wochenenddomizil mit Kochnische und Wohn- und Schlafraum, Sanitärbereich bis zur eigenen Sauna zusammenfügen lassen.

Und wenn Urlaubsreisen in Zeiten des Lockdowns kaum noch möglich sind, gewinnt das moderne Holzgartenhaus als Feriendomizil im eigenen Garten oder als autarkes Home Office dank moderner Solartechnik und w-lan eine zusätzliche Bedeutung.

Ein Gartenhaus auf Rädern – das Tinyhouse

Die Tiny House Movement der USA hat längst auch Deutschland erreicht. Teils aus der Wohnraumnot geboren: Mietwohnungen sind teuer und knapp, Grundstückpreise fürs Eigenheim explodieren. Teils möchte man ganz bewusst einen eher minimalistischen Lebensstil verwirklichen oder man nutzt das Tinyhouse vorübergehend als Studentenunterkunft, Ferienwohnung oder Büro.

Gleichzeitig gewinnt auch das unabhängige Reisen im eigenen, individuell eingerichteten Wohnmobil immer mehr Freunde. Fasst man beide Trends zusammen, ist das Ergebnis ein Tiny House auf Rädern. Die gibt es inzwischen ganz traditionell oder hochmodern. Manche haben eine aufklappbare Veranda mit Mini-Vorgarten und Whirl Pool oder sogar einen kleinen Dachgarten.