Es gibt Tausende von Rosensorten und jedes Jahr kommen neue hinzu. Die Entwicklung neuer Sorten, die sich durch eine besonders Blütenform und –farbenpracht oder andere besondere Eigenschaften auf dem Markt durchsetzen und behaupten können, erfordert Fingerspitzengefühl, viel Geduld und die langjährige Erfahrung professioneller Rosenzüchter. Parallel verschwinden leider auch viele alte Rosensorten wieder. Manch einer hat in seinem Garten aber vielleicht eine besonders seltene und rar gewordene alte Rose und möchte sie selbst vermehren, um sie für sich zu erhalten. Mit ein Quantum Glück und viel Geduld lassen sich aber auch Rosen vom Hobbyzüchter selbst vermehren. Hier können nur einige Grundprinzipien zur Zucht und Vermehrung von Rosen vorgestellt werden. Wer selbst Rosen züchten will, sollte dazu Fachliteratur heranziehen und sich den Rat erfahrener Rosenzüchter einholen.
Auch bei den Rosen gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten der Vermehrung: Die geschlechtliche oder generative Fortpflanzung mit Hilfe von Samen und die ungeschlechtliche, vegetative Vermehrung. Will man lediglich seine alten, liebgewonnenen Rosensorten vor dem Aussterben bewahren und vermehren, aber keine neuen Sorten kreieren, dann ist die vegetative Vermehrung die geeignetere Methode dafür. Außerdem bilden die meisten Rosensorten, vor allem die dicht gefüllten Blüten haben, keine Fruchtkörper (Hagebutten) oder sie haben unfruchtbare Samen. In der professionellen Rosenzucht vermehrt man nur die Wildrosen durch Aussaat, da man die Wildrosen als Veredelungsunterlagen für die Zuchtsorten benötigt. Die vegetative Vermehrung hat den Vorteil, dass alle Nachkommen der Ausgangspflanze aufs Haar gleichen, da sie das gleiche Erbgut besitzen, gewissermaßen ein Klon der Mutterpflanze sind.
Zur ungeschlechtlichen, vegetativen Vermehrung werden in der Regel auch bei Rosen spezielle Pflanzenteile von der Mutterpflanze abgetrennt. Am einfachsten geht das bei Wildrosen und auch einigen Gartensorten, die Ausläufer bilden. Sobald die Ausläufer Wurzeln gebildet hat, kann man sie mit dem Spaten abstechen und an anderer Stelle wieder einpflanzen. Am besten gewinnt man solche Adventivpflanzen im Frühjahr, also noch vor dem Laubaustrieb.
Rosen mit langen, bogig überhängenden Trieben lassen sich auch durch Absenker vegetativ vermehren. Dazu nimmt man einen jungen, noch unverholzten Trieb und biegt ihn zur Erde hin. Dann macht man etwa 30cm unterhalb der Triebspitze aber oberhalb eines Auges einen schrägen Einschnitt, klemmt ein kleines Stöckchen, einen Kiesel oder etwas Ähnliches in den Schnitt, damit er offen bleibt. Die Schnittflächen bestreicht man mit etwas Bewurzelungspulver (im Gartenfachhandel erhältlich), um damit die spätere Wurzelbildung zu fördern. Dann wird diese Stelle mit einem Drahtbügel oder einer geeigneten Klammer am Boden fixiert und mit lockerer Erde angehäufelt. Erst im darauffolgenden Frühjahr, wenn der Trieb nicht nur Wurzeln gebildet hat sondern auch eigene Laubblätter entwickelt, wird er endgültig von der Mutterpflanze abgetrennt und anderer Stelle wieder eingepflanzt. Die Vermehrung durch Absenker ist nicht schwieriger als andere Vermehrungsmethoden. Lediglich die richtige Schnittführung erfordert etwas Übung und Fingerspitzengefühl.
Wie die meisten Sträucher und Stauden so lassen sich auch Rosen mit Hilfe von Stecklingen vermehren. Allerdings eigen sich nicht alle Rosen zur Stecklingsvermehrung. Teehybriden und Zwergrosen, die aus Stecklingen vermehrt wurden, sind meist sehr frostempfindlich und fürs Freiland kaum mehr geeignet. Am besten gelingt die Vermehrung durch Stecklinge bei Bodendeckerrosen. Um einen Steckling zu schneiden, wählt man einen kräftigen und gesunden Zweig aus und schneidet unterhalb eines Auges ein etwa 20cm langes Triebstück ab, welches noch fünf intakte Augen enthalten sollte. Dann entfernt man die Blätter bis auf die beiden oberen. Nun wird der Steckling bis zum Ansatz der verbliebenen Blätter in einen Topf mit geeigneter Anzuchterde, gemischt mit Sand, gesteckt. Um die Wurzelbildung zu fördern, behandelt man die untere Schnittstelle am besten wieder zuvor mit einem Bewurzelungsmittel. Der Topf mit dem Steckling sollte hell, aber nicht in der prallen Sonne stehen. Dann stülpt man eine dursichtige Haube aus Plastikfolie darüber, um eine hohe Luftfeuchtigkeit zu halten. Von Zeit zu Zeit muss man diesen Verdunstungsschutz abnehmen, um Schimmelbildung zu vermeiden. Wenn nach geraumer Zeit die Stecklinge bewurzelt sind und erste Laubblätter bilden, wird die Folie endgültig entfernt. Nach einiger Zeit können die Jungpflanzen ins Freiland gesetzt werden – vorausgesetzt sie bekommen für den ersten Winter im Freiland einen ausreichenden Frostschutz.
Die schwierigste Methode der vegetativen Vermehrung ist das sogenannte Okkulieren. Sie wird vor allem von Berufszüchtern angewendet. Dazu setzt man das Auge eines Triebes einer Zuchtsorte auf eine Wildunterlage. Nach einiger Zeit verwachsen beide miteinander und bilden eine dauerhafte Veredelungsstelle. Voraussetzung ist ein ausgesprochen scharfes Schnittwerkzeug und peinlichste Sauberkeit beim Schneiden.